Fein und fantasievoll in die Zukunft

Es sieht nach Weihnachten aus in der Worber Buchhandlung «Schmökerei». Zwischen Wichtelgeschichten und Geschenkideen wird dieser Tage nicht nur eingekauft, sondern auch der Abschluss eines besonderen Jahres gefeiert: Das Zehn-Jahres-Jubiläum zeigte dem Team, wie wichtig der kleine, feine Laden für die Kundschaft aus der Region ist.

In den Gestellen der Buchhandlung «Zur Schmökerei» in Worb weihnachtet es sehr: Wichtelgeschichten, Weihnachtskarten, Familienspiele, Geschenkbänder, Geschenkpapier und Glitzerstifte verlocken. Buchhändlerin Barbara Brun hat laufend Kundschaft an diesem Dezember-Nachmittag. Beispielsweise jene ältere Dame, die zusammen mit ihrem Grosskind ein Geschenk aussucht, oder der ebenfalls ältere Kunde, der «ein schönes Buch für meine Frau» sucht.

Funkelnder Schlusspunkt des Jubiläumsjahres

Die Weihnachtszeit bildet für die vier Buchhändlerinnen und ihren Kollegen den funkelnden Abschluss des Jubiläumsjahres. Ab dem 1.  August flatterten die grünen und gelben Fähnchen mit der Aufschrift «10 Jahre» vor der Buchhandlung. Seither hat das Team mit einer grossen Zehn-Jahres-Feier samt Apéro und Buchempfehlungen gefeiert und verschiedenen Lesungen und einen Märchenabend veranstaltet. «Das Jubiläumsjahr war sehr erfolgreich», fasst Barbara Brun zusammen. «Ein intensives und erfülltes Jahr.»

Stabilität. Und Mut zur Veränderung

Ein rundes Jubiläum für einen kleinen, feinen Laden ist heute nicht selbstverständlich. Das gelingt dank einem stabilen Team – die Hälfte der Angestellten sind von Anfang an dabei –, das den Laden und das Sortiment gemeinsam und mit viel Herzblut gestaltet. Es gelingt aber auch dank Flexibilität: «Wir haben das Sortiment nach und nach stark umgekrempelt und dafür viele Komplimente erhalten», sagt Barbara Brun. «Das hat das Team in seinem Weg bestärkt.»

Durch Krisen dank der Kundschaft

Seit die Berner Buchhändlerin Anna Christen am 1. August 2015 den Laden übernommen hat, haben sie und ihr Team die Schmökerei durch die Coronastürme gesteuert und laufend an die Herausforderungen angepasst. Einen Moment lang stand gar alles auf der Kippe, Rückzahlungen des Corona-Kredits gingen an die Substanz. Dabei zeigte sich, wie wichtig der Leserschaft «ihre» Buchhandlung ist: Tatkräftig unterstützten viele Leserinnen und Leser die Schmökerei, unter anderem durch Spenden an die Rückzahlung des Kredits, und gaben ihr damit Schwung für die weitere Existenz.

Mit Fantasie und Ladiesnight ...

Von selbst läuft eine Buchhandlung trotzdem nicht, gefragt ist Fantasie: Anlässe seien wichtige Aufhänger für eine Buchhandlung, erklärt Buchhändlerin Brun, beispielsweise Lesungen, an denen die Leserinnen und Leser beliebte Autor:innen treffen. Und mit dem einen oder anderen Spezialanlass lassen sich ihrer Erfahrung nach sogar Leute in eine Buchhandlung locken, die sonst nicht allzu lesebegeistert sind. «Auch diese Leute sind jedoch gerne bereit zu kommen und einzukaufen, wenn wir ihnen etwas Besonderes bieten.» Ein besonderer Hit sei die Ladiesnight im Herbst gewesen, erzählt sie – «allerdings ist gerade dieses Publikum ohnehin sehr buchbegeistert».

... und guten Ideen für das neue Jahr

In der Vorweihnachtszeit blieb neben dem Weihnachtsverkauf kaum Zeit für spezielle Veranstaltungen. «Ja, es läuft zurzeit vielversprechend», sagt Barbara Brun zufrieden. Aber ab Januar wolle das Team wieder Veranstaltungen durchführen, «wir haben schon einige Ideen in petto».

Der ganz persönliche Service …

Eine ältere Kundin steht beim Tresen und packt eine Folie aus der Einkaufstasche: Sie hat diese in der vorderen Woche gekauft, aber sie funktioniert nicht so, wie sie das geplant hätte. Barbara Brun fragt nach, wofür die Kundin diese verwenden wollte, und schüttelt dann den Kopf: Nein, das ist eben doppelseitig klebende Folie. Sie holt eine Rolle einseitig klebende Folie aus dem Regal und hält sie der Kundin hin: «Ich kann sie Ihnen gerne umtauschen», sagt sie, und zeigt der Kundin, wie sie die Folie kleben muss.

… macht den grossen Unterschied

Solche Dienstleistungen, erklärt Barbara Brun später, machen den Mehrwert von Buchläden aus: «Viele schätzen es, wenn sie beraten werden oder ein bisschen vor Ort schmökern können – das bieten Online-Shops nicht.» Persönlicher Kontakt, eine freundliche Beratung, unkomplizierte Bereitschaft für individuelle Lösungen und verlässliche Bestellungen: «All das hilft uns, die Laufkundschaft, aber auch Firmen und Schulen zu gewinnen.»  

Das persönliche «Plus»

Dank dem Online-Shop ist die Schmökerei auch für Webkunden auffindbar. Zusammen mit der persönlichen Note im Laden, sagt Barbara Brun, könnten sich kleine unabhängige Buchhandlungen klar von Buchladenketten abheben. Grosslieferungen an Schulen – Lehrmittel, Hefte, Zeichnungspapier und Stifte bis hin zu ganzen Klassensätzen von Büchern jeder Art – könne auch die Schmökerei problemlos liefern. Diese Schulbestellungen seien wiederum für sie ebenso wichtig wie Bürobestellungen von Altersheimen oder Versicherungen aus der Region.

Zuversichtlich ins nächste Jahrzehnt

Ob sich die Buchhandlung Schmökerei trotz Digitalisierung weitere zehn Jahre lang behaupten kann? «Bücher und die wichtigsten Papeterieartikel wird es immer brauchen», antwortet Barbara Brun zuversichtlich. «Die Frage ist nur, wo die Kundschaft sie einkauft.» Und den Leute in der Region sei bewusst geworden, dass es den schönen Laden nur gebe, wenn sie ihre Sachen dort beziehen. Das Team sei «überwältigt von der Treue und Unterstützung der Worberinnen und Worber», sagt sie. «Deshalb hoffen wir sehr, dass wir in zehn Jahren wieder ein Jubiläum feiern können.